Die Scharia – Was ist sie und was möchte sie?

Ohne sich von den harten wetterlichen Bedingungen beinflussen zu lassen, haben es knapp 250 Jugendliche mit 4 Bussen, privaten PKWs sowie öffentlichen Verkehrsmitteln nach Lindau geschafft! Nach der Eröffnung des Programms mit der Rezitation aus dem Koran durch den Religionsbeauftragten der Gemeinde, Herrn Sami Doğru hat der Gemeindevorsitzende Herr Arslan Selvi die Teilnehmer herzlich begrüßt.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal im Namen aller unserer Jugendlichen bei allen Beteiligten, insbesondere der Frauen- und Jugendgruppe der DITIB Lindau von ganzem Herzen bedanken.

Im Anschluss an die einleitenden Worte hat sogleich Dr. Kurnaz das Wort ergriffen und seinen Vortrag begonnen.

„Was ist denn die Scharia?“, „Was sind die übergeordneten Ziele der Scharia?“ Wie werden aus koranischen Versen Normen abgeleitet? Fakten sowie Historisches zu der Entstehung des islamischen Rechts und die unterschiedlichsen Meinungen promintenter Gelehrter auch zu kleinsten Fragestellungen deuten auf eine enorme Komplexität der Thematik hin.

Gelernt haben wir, dass die Scharia aus verschiedenen Normensystemen besteht, undzwar den Glaubensnormen, den rechtlichen Normen sowie den ethischen Normen. Die rechtlichen Normen lassen sich noch einmal in die Gottesdienste und die zwischenmenschlichen Beziehungen einteilen. Leider mussten wir feststellen, dass wenn heute über den Begriff der Scharia geredet wird, sehr undifferenzierte und pauschalierende Aussagen getroffen werden, die in keinem Fall zutreffen.

Die primären Ziele der Scharia sind der Schutz des Lebens, der Vernunft, der Religion, des Besitzes sowie der Nachkommen. So wird bei der Auslegung koranischer Verse immer in Betracht gezogen, welches dieser Ziele wohl mit jenem Vers verfolgt wird. Ein natürliches Spannungsfeld existiert zwischen der Auslegung nach dem Wortlaut und der nach den übergeordneten Zielen, die eine Betrachtung der damaligen Umstände wie die Lebensbedingungen, die Kultur, usw. impliziert.

Nach einer kurzen Exkursion in die unterschiedlichen Rechtsschulen war allen Teilnehmern klar, dass es „die“ Scharia nicht gibt. Es gibt unterschiedliche Auslegungen unterschiedlicher Gelehrter, die mit bestem Wissen und Gewissen unter der Anwendung ihrer Kenntnisse und Erfahrungen aufzeigen, was Allah von uns Menschen möchte. Dies wurde anhand von vielen Beispielen wie der Gebetswaschung, dem Zinsverbot, etc. dargelegt.

Somit haben wir den Vortrag abschlossen, offene Fragen geklärt und uns nach dem MIttagsgebet auf zur Lindauer Insel gemacht um unsere Stadtführungen am schönen Bodensee zu machen.

Nach knapp anderthalb Stunden gingen es für die sieben Gruppen wieder zurück zur Moschee für das Abendgebet und das Essen.

Mit gestärktem Magen und vertieftem Wissen zum Thema Scharia haben sich die Teilnehmer aufgemacht auf den Rückweg nach Hause versteut in ganz Südbayern.

Bis zum nächsten Mal wenn es wieder heißt: Erdemli Gençliğe Doğru!

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