Antimuslimischer Rassismus
Es ist ein Thema, welches unsere Jugendlichen und unsere Jugendarbeit stark beeinträchtigt. Deshalb wollen wir dem einen besonderen Augenmerk geben und das Problem hier – zumindest etwas – aufarbeiten.
Wir wollen einige Aussagen aufnehmen, die zur Klärung des Themas helfen können.
Im Prozess der Rassifizierung geht es um das „othering“, also der „Konstruktion des Anderen“. Muslim*innen werden Eigenschaften zugeschrieben, die nicht mit der Gesamtgesellschaft, in dem Fall dem „Deutschsein“, vereinbar sind, zu einem „Anderen“ gemacht. Sie werden generalisiert und zur Metapher des gesellschaftlichen Übels gemacht. Muslim*innen seien übersexualisiert, frauenverachtend, gewalttätig, demokratiefeindlich und viele weitere negative Zuschreibungen.
Der Islam wird als eine homogene Kultur konstruiert, die in Opposition zu Deutschland und zu den westlichen Werten steht.
Bei diesen, auf alle Muslim*innen kollektiv zugeschriebenen Stereotypen handelt es sich um Rassismus, in unserem Fall um antimuslimischen Rassismus.
In der sogenannten „Islamkritik“ – wohlgemerkt, es gibt keine „Judentumkritik“, oder „Christentumkritik“ – werden negative Verhaltensweisen einzelner muslimisch markierter Menschen als Beweis für eine grundsätzliche muslimische Andersheit dargelegt. Straftaten von Individuen werden abstrahiert und kollektiv auf Muslim*innen projiziert.
Der Übergang von einer (berechtigten) Kritik zu Rassismus ist fließend geworden. Muslim*innen werden aus der Opferrolle zu Tätern gemacht, ihnen wird die Schuld der Feindseligkeit gegenüber Muslim*innen gegeben. Genau das ist Rassismus. Eine Kritik hat einen inhaltlichen Charakter, aber leider erkennt man bei vielen „Islamkritikern“ eine kollektive, negative Zuschreibung, was Rassismus ist.
Im Jahre 2019 wurde in Deutschland jeden zweiten Tag eine Moschee, eine muslimische Einrichtung oder ein religiöser Repräsentant islamfeindlich angegriffen (Inssan e.V.). Insgesamt wurden 950 islamfeindliche Straftaten gezählt (BMI). Laut Experten liegt die Dunkelziffer um das Achtfache, weil viele Angriffe nicht als „islamfeindlich“ eingestuft werden und noch mehr: Die Betroffenen melden es gar nicht.
Dieses gesellschaftliche Problem darf nicht nur dem Rechtsextremismus zugeordnet werden. Auch Professor Kai Hafez, ein Kommunikationswissenschaftler der Universität Erfurt sagt, dass das Phänomen des antimuslimischen Rassismus längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Am 1. Juli 2009 wurde die schwangere Marwa El-Sherbini von einem Rassisten in einem Dresdener Gerichtssaal, vor den Augen ihres Mannes und ihres Kindes, mit 16 Messerstichen ermordet, weil sie ein Kopftuch trug und offensichtlich muslimisch war.
Seitdem wird der 1. Juli als internationaler Tag gegen antimuslimischen Rassismus angedacht, um die Folgen der Islam- und Muslimfeindlichkeit in Erinnerung zu behalten.
Erklärvideo als Betroffene:r
Mit diesem Video wollen wir euch eine kleine Hilfestellung geben, wie ihr mit rassistischen Vorfällen umgehen könnt, wenn ihr persönlich angegriffen werdet.
Erklärvideo als Zeug:in
Mit diesem Video wollen wir euch eine kleine Hilfestellung geben, wie ihr mit rassistischen Vorfällen umgehen könnt, wenn ihr Zeug:in eines rassistischen angriffes werdet.